Türken bei Integration das größte Problem

Kurier vom 13. März 2011. Kommentar von Peter Rabl.
Peter Rabl, ein Journalist der sich traut.

Extrem nationalistisches Mutterland bekämpft gezielt die Eingliederung.

Zu den großen Lügen in der Integrationsdebatte zählen die üblicherweise argumentierten statistischen Durchschnittswerte aller hier lebenden Migranten. Bricht man, selten genug, die Daten auf die Nationalitäten herunter, erweisen sich die zugewanderten Türken als das größte Problem. Auch, weil die nationalistische Regierung in Ankara die Integration ihrer emigrierten Landsleute gezielt bekämpft.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ veröffentlichte kürzlich Daten zum Integrationsgrad von Immigranten in Deutschland, die sich durchaus auf Österreich übertragen lassen. Auf einer Skala von 1 = missglückte Integration bis 8 = gelungene Integration kommen die Zuwanderer aus den EU-Staaten auf 7,0, solche aus dem Fernen Osten immer noch auf 6,8. Die Türken liegen weit abgeschlagen nahe dem Tiefstwert auf 1,3.

Und das ist aus der Sicht des nationalistischen Regimes von Ministerpräsident Erdogan gut so. Schon vor zwei Jahren hatte er bei einer Rede in Köln Assimilation als „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ bezeichnet. Vor zwei Wochen legte er in Düsseldorf nach:

Für türkische Emigranten müsste Türkisch die Erstsprache sein und dann erst komme Deutsch. „Ihr seid meine Staatsbürger“, rief Erdogan seinen Anhängern zu, „ich bin hier, um nach eurem Wohl zu schauen.“

Hauptproblem Deutsch

Dass solche Auftritte der offiziellen Politik entspringen, musste eine österreichische Parlamentarier-Delegation in Ankara erfahren. Verpflichtende Deutschkurse im Heimatland, wie sie das neue Fremdenrecht vorschreibt, empfinde man „eher als Provokation. Ein Türke wird sich immer als Türke fühlen. Wir haben einfach ein sehr starkes Nationalbewusstsein.“

Darin werden die Immigranten schon seit Jahrzehnten in ihren Moscheen bestärkt, deren Imame vom staatlichen türkischen Religionsamt entsandt und bezahlt werden. Jetzt wird zusätzlich noch eine eigene Behörde aufgebaut, die sich um die Emigranten kümmern soll.

Die Politik des „Ihr müsst Türken bleiben“, findet selbst die türkisch-stämmige grüne Integrationssprecherin Korun, „brauchen wir wie einen Kropf“.

In gut 50 Prozent der türkischen Familien wird hierzulande ausschließlich Türkisch gesprochen, türkisches Fernsehen gesehen und werden türkische Zeitung gelesen. Ergebnis sind schwere Mängel bei den Deutschkenntnissen – selbst nach erfolgreichem Hauptschul-Abschluss – bis in die dritte Generation hinein. Die Folge sind weit überrepräsentativ hohe Zahlen türkischer Schulabbrecher und Arbeitsloser.

Hier wächst, auch durch die weit höheren Geburtsraten der türkischen Zuwanderer, eine soziale Problematik, der man dringend entgegensteuern muss, gegen Ankaras Nationalismus durch angemessenen Druck auf die Eingliederung der hier lebenden Türken.

Aber in letzter Konsequenz fallweise auch durch die Einladung, ihr reines Türkentum doch lieber in ihrer Heimat zu leben als in einer unerwünschten Parallelwelt bei uns.

Ein Kommentar der genau den wunden Punkt trifft. So kann Integration nicht erfolgreich sein.  
BI Dammstraße.